SOS: Erste Hilfe Tipps bei Katzen mit Niereninsuffizienz
Wenn es der Katze aufgrund einer Nierenerkrankung plötzlich sehr schlecht geht, ist es gut möglich, dass eine Austrocknung dahintersteckt. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht im Mineralienhaushalt. In dem Fall sollte die Katze möglichst schnell eine Infusion mit wichtigen Elektrolyten beim Tierarzt erhalten. Am Wochenende oder nachts ist der tierärztliche Bereitschaftsdienst zu kontaktieren. Sollte eine solche Infusion regelmäßig notwendig sein, kann der Tierarzt Ihnen zeigen, wie das geht und Sie können die Infusion ggf. selbst Zuhause vornehmen.
Was ist Niereninsuffizienz bei Katzen und wie oft kommt sie vor?
Die Niere produziert den Urin der Katze. Mit dem Urin werden Gifte und Abfallprodukte aus dem Körper ausgeschieden, die die Katze über Futter oder die Umwelt aufnimmt. Zudem reguliert die Niere den Wasser- und Elektrolythaushalt und sie ist an der Produktion von Hormonen und der Regulation des Blutdrucks beteiligt. Bei einer Niereninsuffizienz kommt es zu einer Schädigung des Nierengewebes. In der Folge können die Nieren diese Funktionen nicht mehr ausreichend ausüben.
Man unterscheidet zwei Formen der Niereninsuffizienz, eine sogenannte akute (ANI) und eine chronische Form (CNI):
Bei der akuten Niereninsuffizienz befindet sich die Katze direkt in Lebensgefahr, ausgelöst durch Vergiftungen oder Ursachen außerhalb der Niere. Die Katze kann sich aber wieder vollständig davon erholen.
Bei der chronischen Niereninsuffizienz ist die Lebenserwartung der Katze allerdings auf lange Sicht bedroht. Die chronische Form wird oftmals nicht frühzeitig erkannt, da die Samtpfote erst in einem sehr späten Stadium sichtbare Symptome zeigt.
Ursachen - Wie kommt es zu Niereninsuffizienz bei Katzen?
Die häufigsten Ursachen für Nierenerkrankungen bei Katzen sind:
- Vergiftungen (z. B. durch Liliengewächse wie Osterglocken, Frostschutzmittel, Pestizide und Herbizide oder Lösungsmittel)
- mangelhafte Nierendurchblutung (Ischämie)
- Erkrankungen des Immunsystems (z.B. Feline Infektiöse Peritonitis = FIP)
- Infektionskrankheiten
- Nierensteine oder Nierenbeckenentzündungen (Pyelonephritis)
- Harnrückstau, wenn Harnsteine die Harnröhre verstopfen
- erbliche/angeborene Nierenkrankheiten (z.B. Zystennieren, Polycystic Kidney Disease = PKD)
- diverse Medikamente
- Schwermetalle
- Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis)
- Nieren-Tumor
- Fütterungsfehler, vor allem ein Phosphormangel
- Autoimmunerkrankungen
- Altersbedingt bei Katzen über 15 Jahre
Symptome - Wie macht sich die Erkrankung bei Katzen bemerkbar?
In den meisten Fällen wird eine Niereninsuffizienz erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Deshalb ist es besonders wichtig, die Fellnase regelmäßig zu beobachten und bei auffälligen Veränderungen gleich einen Tierarzt aufzusuchen.
Typische Symptome einer Nierenerkrankung bei Katzen sind:
- Die Katze frisst weniger bis gar nicht und verliert dadurch an Gewicht.
- Sie wirkt zunehmend müde und kraftlos.
- Mundgeruch tritt auf.
- Die Katze hat ein verändertes, glanzloses Fell – es treten Schuppen auf.
- Es kommt vermehrt zu Infekten wie Erkältungen.
- Die Katze trinkt viel und setzt gleichzeitig sehr häufig Urin ab.
- Hohe Blutdruck
- Häufiges Erbrechen
- Verkalkungen in den Organen
- Brüchige Knochen
Diagnose - Wie lässt sich Niereninsuffizienz bei Katzen nachweisen?
Um eine chronische Niereninsuffizienz zu diagnostizieren, führt der Tierarzt zunächst eine Blutuntersuchungdurch. Dabei überprüft er unter anderem die Kreatinin-, Harnstoff- und SDMA-Werte im Blut der betroffenen Katze. Der SDMA-Wert dient dabei als wichtiger Indikator, da er bereits ansteigt, wenn die Nieren der Katze ungefähr ein Drittel ihrer Leistung eingebüßt haben. Auffälligkeiten bei den Kreatinin- und Harnstoff-Werten lassen sich hingegen erst deutlich später feststellen.
Befindet sich eine Katze bereits in fortgeschrittenen Stadien der Niereninsuffizienz, tritt oft eine Blutarmut (Anämie) auf. In diesem Fall weist das Blut eine geringe Konzentration an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) auf. Ebenso deutet eine Übersäuerung des Blutes (Azidose) auf die Niereninsuffizienz hin. Zudem kann Phosphor-Konzentration erhöht sein (Hyperphosphatämie). Auch sind die Konzentrationen von Kalium und Calcium nicht selten verändert, wenn die Niere des Tieres den Mineralienhaushalt nicht mehr zuverlässig ausgleicht.
Zusätzlich zum Bluttest, kann eine Urinuntersuchung durchgeführt werden. Aufgrund der schlechten Nierenfunktion ist der Urin weniger konzentriert und es wird viel Eiweiß ausgeschieden (Proteinurie).
Außerdem wird der Tierarzt die Nieren der Katze abtasten. Diese sind bei Niereninsuffizienz etwas kleiner als gewöhnlich und manchmal schmerzhaft. Mittels einer Ultraschall-Untersuchung lassen sich die Nieren gut begutachten, ebenso wie mögliche Gewebeveränderungen.
Verlauf - Wie gefährlich ist Niereninsuffizienz bei Katzen?
Stadium 1: Beginnende Niereninsuffizienz
Symptome sind noch nicht erkennbar. SDMA-Wert sowie Kreatinin-Wert sind normal bis leicht erhöht. Es gibt noch keine Auswirkung auf die Lebenserwartung.
Stadium 2: Frühes Nierenversagen
Symptome sind nur manchmal erkennbar z. B. durch vermehrtes Trinken. SDMA-Wert und Kreatinin-Wert sind leicht erhöht. Ohne Therapie beträgt die Lebenserwartung noch ungefähr drei Jahre.
Stadium 3: Urämisches Nierenversagen
Blutbildveränderung und Symptome sind klar zu erkennen (Übelkeit, Abmagerung, Harndrang, Fressunlust, etc.). SDMA-Wert und Kreatinin-Wert sind erhöht. Ohne Therapie beträgt die Lebenserwartung noch ungefähr zwei Jahre.
Stadium 4: Nierenversagen im Endstadium
Blutbildveränderung und Symptome sind sehr deutlich zu erkennen. SDMA-Wert und Kreatinin-Wert sind stark erhöht. Ohne Therapie beträgt die Lebenserwartung noch ungefähr 35 Tage.
Behandlung - Wann geht es meiner Katze besser?
Eine Niereninsuffizienz bei Katzen ist leider nicht heilbar. Dennoch können eine frühzeitige Diagnose und Nierendiät die Folgen der Erkrankung reduzieren, die Lebensdauer verlängern und die Lebensqualität der Katze verbessern.
Wie kann der Tierarzt meiner Katze helfen?
Medikamente
Gegen die Niereninsuffizienz selbst, gibt es keine medikamentöse Behandlung. Da die sie aber auch mit begleitenden Erkrankungen wie Bluthochdruck und damit einhergehenden Herzerkrankungen oder einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) verbunden sein kann, werden ggf. Medikamente wie Blutdrucksenker oder Schilddrüsenmedikamente angewendet.
Konservative Therapie
Da die chronische Niereninsuffizienz bei Katzen nicht heilbar ist, hat die Therapie der Erkrankung primär zum Ziel, das Fortschreiten zu verlangsamen und die Lebensqualität der Samtpfote aufrechterhalten. Grundlage dafür bildet eine ausgewogene, tierärztlich überwachte Nieren-Diät mit bestimmtem Nieren-Diätfutter. Durch die spezielle Zusammensetzung wird der verminderte Stoffwechsel nicht belastet. Die wertvollen Inhaltsstoffe können ausreichend verarbeitet und ausgeschieden werden.
Das Diätfutter enthält hochwertige Proteine mit einem korrigierten Phosphat-Kalzium-Verhältnis und einem Zusatz an wasserlöslichen Vitaminen, welche die erkrankten Nieren nicht erfolgreich im Körper zurückhalten können. Gleichzeitig sorgt dieses Futter dafür, dass sich keine schädlichen Stoffe im Organismus ansammeln.
Neben der Nieren-Diät kann können der erkrankten Katze spezielle Nahrungsergänzungsmittel verabreicht werden. Diese wirken appetitanregend wirken, führen dem Körper zusätzliche Vitalstoffe zu und binden das Phosphat aus dem Futter.
Wie kann ich meiner Katze helfen? – Hausmittel gegen Katzen-Niereninsuffizienz
Bei einer Niereninsuffizienz sind prinzipiell alle Maßnahmen hilfreich, die eine erhöhte Wasseraufnahme der erkrankten Katze fördern. Zu diesen Maßnahmen gehört beispielsweise:
- Die Umstellung auf Nassfutter mit einem höheren Feuchtigkeitsgehalt.
- Das Aufstellen von Trinkbrunnen oder mehreren Wassernäpfen an verschiedenen Stellen im Haus.
- Der Verzicht auf herkömmliche Leckerlis, die nicht für Katzen mit Niereninsuffizienz geeignet sind.
- Eine Infusion ist bei stark ausgetrockneten Tieren.
Homöopathie bei Katzen-Niereninsuffizienz
Die Wirksamkeit der in diesem Kapitel dargestellten Methoden aus den Bereichen Alternativmedizin und/oder Naturheilkunde gelten als wissenschaftlich nicht überprüfbar. Bewerten Sie diese Informationen daher mit Vorsicht und konsultieren Sie im Zweifel immer einen Arzt.
Homöopathische Mittel gegen die Niereninsuffizienz bei Katzen:
- Acontium C 30 oder Belladonna C 30: Wirken der Entzündung entgegen und können im Anfangsstadium für Erleichterung sorgen.
- Solidago C 30 gilt als Nierenpflegemittel.
- Cantharis C30 soll helfen, wenn die Bakterien durch eine Blasenentzündung zu den Nieren aufgestiegen sind.
- Lycopodium C30 gilt als Nieren- und Leberpflegemittel.
Zur Verabreichung der homöopathischen Mittel gibt man der Katze einmal täglich 3-5 Globulis in etwas Wasser aufgelöst direkt ins Maul.
Tierarztkosten bei Niereninsuffizienz der Katze: Was muss man selbst bezahlen?
Wenn Ihre Katze von Niereninsuffizienz betroffen ist, müssen Sie mit Kosten für die allgemeine Untersuchung und für Medikamente rechnen. Sollte sich der Zustand Ihrer Katze daraufhin nicht stabilisieren oder sogar verschlechtern, können weitere Untersuchungen oder Behandlungen beim Tierarzt notwendig werden. Somit steigen auch die Kosten.
Behandlung/OP der Niereninsuffizienz bei Katzen: Was übernimmt die DFV?
Unsere Katzenkrankenversicherung DFV-TierkrankenSchutz bietet Ihnen alle Leistungen für veterinärmedizinisch notwendige Heilbehandlungen bei Krankheit oder Operation Ihrer Katze. Eingeschlossen sind die ambulante und stationäre Behandlung sowie Kosten für Medikamente und Verbandsmaterialien. Die Tarife unserer Katzenkrankenversicherung erstatten Ihnen auch die Kosten einer Notfallversorgung. Den Tierarzt bzw. die Tierspital können Sie bei allen Tarif-Varianten selbst wählen.
Niereninsuffizienz bei Katzen vorbeugen
Die Ursachen der Niereninsuffizienz lassen sich nie ganz vermeiden, so dass Vorbeugung nur in begrenztem Rahmen möglich ist:
- Vermeiden Sie zu Hause unbedingt Zimmer- und Gartenpflanzen, die für Ihre Katze schädlich sind.
- Stellen Sie sicher, dass Ihre Katze stets Zugang zu frischem Trinkwasser hat und regelmäßig trinkt, denn zu wenig Flüssigkeit führt dazu, dass die Niere sich bei der Harnproduktion anstrengen muss.
- Ab einem Alter von 7 Jahren sollte ein regelmäßiger Check beim Tierarzt erfolgen.
FAQ
Haben Katzen mit Niereninsuffizienz Schmerzen?
Schmerzen durch eine Niereninsuffizienz treten erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Zuvor kann es allerdings sein, dass das Zahnfleisch der Katze infolge der Nierenprobleme empfindlich wird. Das macht die eigene Fellpflege schmerzhaft, so dass sie irgendwann ganz unterlassen wird.
Wie ist die Lebenserwartung bei einer Katze mit Niereninsuffizienz?
Hierbei ist das Stadium der Erkrankung entscheidend. In frühen Stadien mit frühzeitiger Therapie ist die Lebenserwartung relativ hoch. Deshalb sollte man seine Katze ab einem Alter von ca. 7 Jahren regelmäßig beim Tierarzt durchchecken lassen. Je weiter die Krankheit jedoch ohne Therapie voranschreitet, desto geringer wird auch die Lebenserwartung.
Welche Ernährung bei Katzen mit Niereninsuffizienz?
Die Nieren einer Katze mit Niereninsuffizienz können mithilfe einer speziellen Nierendiät entlastet werden. Ein gutes Diätfutter zeichnet sich durch einen moderaten Gehalt an hochwertigen Proteinen sowie einen reduzierten Gehalt an Phosphor und Salz aus. Außerdem sollten nierenkranke Katzen stets ausreichend trinken.
Was ist das Verhalten einer Katze bei einer Niereninsuffizienz?
Bei Nierenleiden kommt es bei Katzen oft zu Appetitlosigkeit, glanzlosem Fell, Erbrechen, Schwäche, Durchfall, Harndrang und Zahnfleischerkrankungen. Auch bewegen sich Katzen weniger, da Bewegungen ihnen Schmerzen bereiten oder sie zu schwach dafür sind.
Die Artikel im Ratgeber der DFV sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen rund um das Thema Tiergesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Tiermediziner zu konsultieren.
Unsere Inhalte werden auf Basis aktueller, wissenschaftlicher Studien verfasst, von einem Team aus tiermedizinischen Fachpersonal und Redakteuren erstellt, dauerhaft geprüft und optimiert.
Quellen
Der Zooexperte: www.der-zooexperte.de (Abruf: 17.02.2022)
Dr. Hoelter: www.drhoelter.de (Abruf: 16.02.2022)
Experto: www.experto.de (Abruf: 18.02.2022)
FirstVet: www.firstvet.com (Abruf: 17.02.2022)
Fressnapf: www.fressnapf.de (Abruf: 18.02.2022)
Herz für Tiere: www.herz-fuer-tiere.de (Abruf: 17.02.2022)
Katzen Vorsorge Check: www.katzen-vorsorge-check.de (Abruf: 17.02.2022)
Zoo Plus: www.zooplus.de (Abruf: 16.02.2022)
Alle Angaben ohne Gewähr.