Französische Bulldogge beim Tierarzt© DjelicS

Qualzucht beim Hund: Betroffene Rassen & Merkmale

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Text fachlich geprüft von Sarah Denise Pauly
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Ob Mops, Französische Bulldogge oder Shar Pei – viele Hunde faszinieren mit besonderen Merkmalen wie kurzen Schnauzen oder großen Augen. Doch oft verbirgt sich dahinter großes Leid. Qualzuchten führen bei Hunden zu erheblichen gesundheitlichen Problemen und beeinträchtigen ihre Lebensqualität. Hier erfahren Sie, was Qualzucht ist, welche Rassen betroffen sind und wie Sie selbst dazu beitragen können, das Leiden dieser Tiere zu stoppen.

Qualzucht: Defi­ni­tion und Hin­ter­grün­de

Qual­zucht ist ein Be­griff, der auf den ers­ten Blick viel­leicht un­klar er­scheint, doch dahin­ter ver­birgt sich ein erns­tes Tier­schutz­the­ma. Es geht um Zucht­prak­ti­ken, bei de­nen Hun­de ge­zielt auf be­stimm­te äu­ßer­li­che Mer­ka­mal­ein hin ge­züch­tet wer­den, die ih­nen je­doch ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me be­rei­ten kön­nen. Dies be­trifft oft Hun­der­as­sen, die zum Bei­spiel auf­grund ih­rer ex­trem kur­zen Schnau­zen, über­gro­ßen Au­gen oder be­son­de­ren Kör­per­for­men un­ter Atem­be­schwer­den, Ge­lenk­pro­ble­men oder an­de­ren ge­sund­heit­li­chen Ein­schrän­kun­gen lei­den.

Was ver­steht man un­ter Qual­zucht bei Hun­den?

Un­ter Qual­zucht ver­steht man die ge­ziel­te Ver­paa­rung von Hun­den mit Mer­ka­m­len, die zwar äu­ßer­lich „be­son­ders“ wir­ken, je­doch das Wohl­be­fin­den des Tie­res be­ein­träch­ti­gen. Ein be­kann­tes Bei­spiel sind Hun­der­as­sen mit sehr kur­zen Na­sen, wie Möp­se oder Bull­dog­gen, die oft un­ter Atem­not lei­den. Auch Hun­de mit über­mä­ßig lan­gen Rück­en, wie der Dackel, ha­ben ein er­höh­tes Ri­si­ko für Rück­en­pro­ble­me. Sol­che Züch­tun­gen kön­nen dem Tier nicht nur Schmerz­en und Un­wohl­sein be­rei­ten, son­dern auch sei­ne Le­bens­er­war­tung sen­ken.

Un­ter­schied zwi­schen Zucht und Qual­zucht

Grund­sätz­lich dient die Zucht da­zu, be­stimm­te Ei­gen­schaf­ten bei Hun­den zu för­dern, die sie ge­sün­der, ro­bus­ter oder an­pas­sungs­fä­hi­ger ma­chen. Bei ei­ner ver­ant­wor­tungs­vol­len Zucht ste­hen das Wohl und die Ge­sund­heit der Tie­re im Vor­der­grund. Qual­zucht hin­ge­gen prio­ri­siert ästhe­ti­sche oder „be­son­de­re“ Mer­k­ma­le über die Ge­sund­heit und das Wohl­be­fin­den der Tie­re. Hier zeigt sich ein deut­li­cher Un­ter­schied: Wäh­rend ver­ant­wor­tungs­vol­le Züch­ter die Vi­ta­li­tät der Ras­se för­dern, nimmt die Qual­zucht ge­sund­heit­li­che Nach­tei­le in Kauf, um ein be­stimm­tes Aus­se­hen zu er­zie­len.

Häu­fig be­trof­fe­ne Hun­der­as­sen

Viele be­lieb­te Hun­der­as­sen sind von Qual­zucht be­trof­fen und lei­den da­her oft un­ter ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men, die durch spe­zi­fi­sche kör­per­li­che Mer­ka­ma­le ver­ur­sacht wer­den. Hier ei­ne Über­sicht der häu­fig be­trof­fe­nen Ras­sen und der je­wei­li­gen Mer­ka­ma­le, die das Wohl der Tie­re be­ein­träch­ti­gen kön­nen.

  • Frän­zö­si­sche Bul­ldog­ge, Mops, Chi­hua­hua, Zwergspitz, Eng­li­sche Bull­dog­ge: Die­se Hun­der­as­sen sind für ihre kur­zen Schnau­zen be­kannt, die so­ge­nann­te Bra­chy­ze­pha­lie. Durch die ver­kürz­te Na­se und en­ge Atem­we­ge ha­ben die­se Hun­de oft Atem­pro­ble­me und schna­chen nicht nur laut, son­dern lei­den auch un­ter Atem­not – be­son­ders bei Be­we­gung oder Hit­ze.
  • Schä­fer­hund: Der Deut­sche Schä­fer­hund ist eine be­lieb­te Ras­se, die je­doch häu­fig un­ter Hüft­ge­lenks­dys­pla­sie lei­det. Die­se ge­ne­tisch be­ding­te Fehl­ent­wick­lung des Hüft­ge­lenks kann star­ke Schmer­zen ver­ur­sa­chen und die Be­we­gungs­fä­hig­keit auch im jungen Alter er­heb­lich ein­schrän­ken.
  • Aust­ra­li­an Shep­herd: Beim Aust­ra­li­an Shep­herd tritt das so­ge­nann­te Mer­le­synd­rom auf, wenn zwei Mer­le-Trä­ger mit­ein­an­der ver­paa­ren wer­den. Dies führt oft zu schwer­wie­gen­den Ge­sund­heits­pro­ble­men wie Tau­bheit oder Au­gen­ano­ma­li­en und be­ein­träch­tigt die Le­bens­qua­li­tät der Tie­re.
  • Shar Pei: Der Shar Pei ist für sei­ne tie­fen Haut­fäl­len be­kannt, die zwar nie­dig aus­se­hen, aber häu­fig Haut­pro­ble­me und Ent­zün­dun­gen ver­ur­sa­chen. Die Fäl­len kön­nen auch das Ri­si­ko für Au­gen- und Atem­pro­ble­me er­hö­hen.
  • Bas­set Hound: Der Bas­set Hound ist eine Ras­se mit kur­zen Beinen und ei­nem lan­gen Rück­en, was oft zu Rück­en­pro­ble­me und Ge­lenk­be­schwer­den führt. Die über­gro­ßen Oh­ren, ein ty­pi­sches Mer­kmal der Ras­se, sind an­fäl­lig für Ent­zün­dun­gen und er­for­dern be­son­de­re Pfle­ge.
  • Mast­ino Na­po­le­ta­no: Die­se im­po­san­te Ras­se ist für ihre aus­ge­präg­te Haut­fäl­len­bil­dung be­kannt. Die schwe­ren Haut­lap­pen kön­nen Au­gen­pro­ble­me, Ent­zün­dun­gen und Haut­in­fek­tio­nen ver­ur­sa­chen und das Wohl­be­fin­den des Tie­res er­heb­lich be­ein­träch­ti­gen.
  • Cav­a­lier King Char­les Span­iel: Die­se klei­ne Ras­se neigt zur Sy­rin­go­my­elie, ei­ner schmer­z­haf­ten neu­ro­lo­gi­schen Er­kran­kung, bei der das Ge­hirn zu groß für den Schä­del ist. Die­se Fehl­ent­wick­lung ver­ur­sacht chro­ni­sche Kopf­schmer­zen und be­ein­träch­tigt die Le­bens­qua­li­tät der Tie­re er­heb­lich.

Ty­pi­sche Mer­kma­le von Qual­zuch­ten und ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me

Qual­zuch­ten zeich­nen sich oft durch kör­per­li­che Mer­kma­le aus, die zu er­heb­li­chen ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men und ei­ner ver­min­der­ten Le­bens­qua­li­tät der Tie­re füh­ren. Im Fol­gen­den wer­den ei­ni­ge die­ser Mer­kma­le und ih­re Aus­wir­kun­gen auf die be­trof­fe­nen Hun­de be­schrie­ben.

Kurz­köp­fig­keit (Bra­chy­ze­pha­lie)

Bra­chy­ze­pha­le Hun­de, wie die Frän­zö­si­sche Bul­dog­ge oder der Mops, ha­ben ex­trem kur­ze Schnau­zen, was oft als „nie­dlich“ gilt. Die­se Ver­kür­zung der Atem­we­ge führt je­doch zu Atem­be­schwer­den und Sau­er­stoff­man­gel, vor al­lem bei An­stren­gung oder Hit­ze. Be­trof­fe­ne Hun­de schnar­chen häu­fig, ha­ben Pro­ble­me mit der Tem­pe­ra­tur­re­gu­lie­rung und sind an­fäl­lig für Er­sti­ckungs­an­fäl­le.

Kurz­schwän­zig­keit oder Schwanz­lo­sig­keit (Bra­chy­u­rie bzw. An­urie)

Man­che Ras­sen wie die Eng­li­sche Bul­dog­ge wer­den ge­zielt mit sehr kur­zen oder feh­len­den Schwän­zen ge­züch­tet. Das Feh­len des Schwanz­es kann zu Wir­bel­säu­len­pro­ble­men und ei­ner be­ein­träch­tig­ten Kom­mu­ni­ka­tion mit Art­ge­nos­sen füh­ren. Zu­sätz­lich be­steht ein er­höh­tes Ri­si­ko für nerv­li­che Pro­ble­me, die die Be­we­gungs­ko­or­di­na­ti­on be­ein­träch­ti­gen kön­nen.

Ty­pi­sche Kno­chen- und Ge­lenk­er­kran­kun­gen

  • Hüft­ge­lenks­dys­pla­sie (HD): Bei HD han­delt es sich um ei­ne Fehl­bil­dung des Hüft­ge­lenks, die vor al­lem bei grö­ße­ren Ras­sen wie Schä­fer­hun­den vor­kommt. Die Er­kran­kung ver­ur­sacht star­ke Schmerz­en und kann zu Be­we­gungs­ein­schrän­kun­gen und früh­zei­ti­ger Ar­thro­se füh­ren.
  • Wir­bel­säu­len­pro­ble­me: Ras­sen mit lan­gen Rück­en und kur­zen Bei­nen, wie der Dackel, sind häu­fig von Band­schei­ben­vor­fäl­len be­trof­fen. Die de­for­mier­te Wir­bel­säu­le führt oft zu schmerz­haf­ten und mo­bi­li­täts­ein­schrän­ken­den Be­schwer­den.
  • El­len­bo­gen­dys­pla­sie (ED): Bei ED han­delt es sich um ei­ne Fehl­ent­wick­lung der El­len­bo­gen­ge­len­ke, die bei Ras­sen wie dem La­bra­dor Re­trie­ver vor­kommt. Die­se Er­kran­kung ver­ur­sacht Schmerz­en und führt oft zu chro­ni­schen Lahm­hei­ten.
  • Pa­tel­la­lu­xa­ti­on: Bei klei­nen Hun­de­ras­sen wie dem Chi­hua­hua kann es zur Pa­tel­la­lu­xa­ti­on kom­men, bei der die Knie­schei­be aus dem Ge­lenk springt. Die­se Er­kran­kung ist schmerz­haft und kann die Be­we­gung des Tie­res stark ein­schrän­ken.

Haut­er­kran­kun­gen

Ras­sen mit vie­len Haut­fäl­len, wie der Shar Pei, lei­den häu­fig un­ter Haut­pro­ble­men und Ent­zün­dun­gen. Die tie­fen Fäl­len bie­ten ei­nen Nähr­bo­den für Bak­te­ri­en und Pil­ze, die zu un­an­ge­neh­men Haut­in­fek­tio­nen füh­ren und das Tier be­las­ten.

Neu­ro­lo­gi­sche Stö­run­gen

Be­stimm­te Ras­sen, wie der Cav­a­lier King Char­les Span­iel, sind für neu­ro­lo­gi­sche Pro­ble­me wie Sy­rin­go­my­e­lie an­fäl­lig. Die­se Er­kran­kung führt zu schwe­ren Kopf­schmerz­en und neu­ro­lo­gi­schen Aus­fäl­len und be­ein­träch­tigt die Le­bens­qua­li­tät er­heb­lich.

Taub­heit und Au­gen­pro­ble­me

  • Taub­heit: Be­son­ders bei Tie­ren mit dem Mer­le-Fak­tor (wie dem Aust­ra­li­an Shep­herd) kann Taub­heit auf­tre­ten, was das Tier in sei­ner Wahr­neh­mung und Re­ak­ti­on stark be­ein­träch­tigt.
  • Hän­ge-Lid (Ek­tro­pi­um): Ek­tro­pi­um ist ein Zu­stand, bei dem sich das Lid nach au­ßen wölbt und das Au­ge un­ge­schützt bleibt, was oft zu Ent­zün­dun­gen führt.
  • Roll-Lid (Ent­ro­pi­um): Bei Ent­ro­pi­um wölbt sich das Lid nach in­nen, was zu Schmerz­en und Schä­den an der Horn­haut füh­ren kann.

Klein­wüch­sig­keit (Tea­cup / Toy Hun­de)

Die Nach­fra­ge nach ex­trem klei­nen „Tea­cup“-Hun­den führt oft zu Zucht­prak­ti­ken, die die Vi­ta­li­tät der Tie­re be­ein­träch­ti­gen. Die­se Hun­de lei­den oft an schwa­chen Kno­chen, ei­nem an­fäl­li­gen Im­mun­sys­tem und an­de­ren ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men, die sie be­son­ders pfle­ge­be­dürf­tig ma­chen.

Rie­sen­wuchs

Rie­si­ge Hun­de wie die Deut­sche Dog­ge kön­nen an schwe­ren Ge­lenk­pro­ble­men und Herz-Kreis­lauf-Er­kran­kun­gen lei­den. Die Grö­ße be­las­tet den Kör­per und führt häu­fig zu ei­ner kür­ze­ren Le­bens­er­war­tung.

Mer­le-Fak­tor

Der Mer­le-Fak­tor wird bei Ras­sen wie dem Aust­ra­li­an Shep­herd ge­zielt ge­züch­tet, was je­doch das Ri­si­ko von Taub­heit und Au­gen­ano­ma­li­en er­höht. Hun­de mit Mer­le-Fak­tor kön­nen un­ter er­heb­li­chen ge­sund­heit­li­chen Be­ein­träch­ti­gun­gen lei­den, die ihre Le­bens­qua­li­tät stark ein­schrän­ken.

Wei­te­re ge­ne­ti­sche Stö­run­gen

  • MDR1-De­fekt: Die­ser De­fekt tritt häu­fig bei Col­lies auf und führt zu ei­ner er­höh­ten Emp­find­lich­keit ge­gen­über be­stimm­ten Me­di­ka­men­ten, was das Ri­si­ko für schwe­re Ne­ben­wir­kun­gen er­höht.
  • Blue-dog-Syn­drom: Das Blue-dog-Syn­drom ver­ur­sacht Haut­pro­ble­me und ein ge­schwäch­tes Im­mun­sys­tem. Be­trof­fe­ne Hun­de sind an­fäl­lig für In­fek­tio­nen und Haut­er­kran­kun­gen.
  • Di­la­ta­ti­ve Kar­dio­my­o­pa­thie: Die­se Er­kran­kung, die oft bei Do­ber­män­nern vor­kommt, be­trifft das Herz und führt zu ei­ner ver­min­der­ten Pump­funk­tion, was das Le­ben des Hun­des ge­fähr­den kann.

Recht­li­che As­pek­te der Qual­zucht

Die Fra­ge, ob Qual­zucht ge­setz­lich ver­bo­ten ist, be­schäf­tigt vie­le Tier­freun­de und -schüt­zer. In Deutsch­land gibt es tat­säch­lich Re­ge­lun­gen, die die Qual­zucht ein­schrän­ken sol­len, doch die prak­ti­sche Um­set­zung und Durch­set­zung ge­stal­tet sich oft schwie­rig.

Ist Qual­zucht ver­bo­ten? Was sagt das Tier­schutz­ge­setz?

Das deut­sche Tier­schutz­ge­setz (Tier­SchG) ver­bie­tet Qual­zucht, um das Wohl der Tie­re zu schüt­zen. Im Grund­satz be­sagt das Tier­schutz­ge­setz, dass nie­mand ei­nem Tier oh­ne ver­nünf­ti­gen Grund Schmerz­en, Lei­den oder Schä­den zu­fü­gen darf. Die Zucht­prak­ti­ken, die kör­per­li­che Mer­kma­le för­dern, die den Tie­ren er­heb­li­che ge­sund­heit­li­che Pro­ble­me be­rei­ten, fal­len so­mit un­ter die­se Re­ge­lun­gen. Den­noch lässt die prak­ti­sche Um­set­zung in vie­len Be­rei­chen Raum für In­ter­pre­ta­tio­nen, was die Durch­set­zung er­schwert.

Was be­sagt der Qual­zucht­pa­ra­graf? (Tier­schutzG §11b)

Der so­ge­nann­te Qual­zucht­pa­ra­graf (§ 11b Tier­schutz­ge­setz) ver­bie­tet es ex­pli­zit, Tie­re zu züch­ten, wenn da­bei vor­her­seh­bar ist, dass bei den Nach­kom­men be­stimm­te Mer­kma­le auf­tre­ten, die Schmerz­en, Lei­den oder Ver­hal­tens­stö­run­gen ver­ur­sa­chen kön­nen. Der Ge­setz­text lau­tet: „Es ist ver­bo­ten, Wir­bel­tie­re zu züch­ten oder durch bio­tech­ni­sche Maß­nah­men oder gen­tech­ni­sche Ver­fah­ren zu ver­än­dern, so­weit da­mit ge­rech­net wer­den muss, dass bei den Nach­kom­men erb­lich be­dingt Kör­per­tei­le oder Or­ga­ne für den art­ge­mä­ßen Ge­brauch un­taug­lich sind oder bei der Hal­tung Schmerz­en, Lei­den oder Schä­den auf­tre­ten.“

Die­ser Pa­ra­graf stellt ei­ne kla­re Ab­sicht zum Schutz der Tie­re dar. In der Pra­xis wird je­doch be­män­gelt, dass der Be­griff „Qual­zucht“ nicht ein­deu­tig de­fi­niert ist und es an kla­ren Richt­li­ni­en fehlt, wel­che Mer­kma­le und Zucht­prak­ti­ken als Qual­zucht ein­ge­stuft wer­den sol­len. Da­durch kommt es oft zu Grau­zo­nen, und die Ver­fol­gung sol­cher Prak­ti­ken bleibt in vie­len Fäl­len lü­cken­haft.

Um­set­zung und Her­aus­for­de­run­gen

Ob­wohl der Qual­zucht­pa­ra­graf dar­auf ab­zielt, das Lei­den der Tie­re zu ver­hin­dern, stellt die prak­ti­sche Um­set­zung die Be­hör­den und Tier­schüt­zer vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Die ge­naue Fest­le­gung, was als Qual­zucht gilt, liegt oft im Er­mes­sen der je­wei­li­gen Lan­des­be­hör­den. Häu­fig ist es schwie­rig, die Züch­ter zur Ver­ant­wor­tung zu zie­hen, und es fehlt an wirk­sa­men Kon­troll­me­cha­nis­men, um Qual­zucht kon­se­quent zu un­ter­bin­den.

Ver­ant­wor­tung und Hand­lungs­auf­for­de­run­gen

Je­der Hun­de­be­sit­zer und zu­künf­ti­ge Hun­de­hal­ter kann da­zu bei­tra­gen, das Lei­den von Tie­ren durch Qual­zucht zu min­dern. Durch be­wuss­tes Han­deln, ge­ziel­te Kauf­ent­schei­dun­gen und Auf­klä­rung kann je­der ei­nen wert­vol­len Bei­trag leis­ten, um Qual­zucht lang­fris­tig ein­zu­däm­men.

Wie Hun­de­be­sit­zer und Käu­fer hel­fen kön­nen

  • In­for­mier­te Kauf­ent­schei­dung tref­fen: Kau­fen Sie Hun­de nur von ver­ant­wor­tungs­vol­len Züch­tern, die auf das Wohl ih­rer Tie­re ach­ten und Zucht­prak­ti­ken ab­leh­nen, die zu ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men füh­ren. Se­riö­se Züch­ter le­gen Wert auf die Ge­sund­heit der Tie­re und stel­len si­cher, dass die Wel­pen aus ge­sun­den El­tern­tie­ren mit gu­ter ge­ne­ti­scher Grund­la­ge stam­men.
  • Ad­op­ti­on statt Kauf: Über­le­gen Sie, ob die Ad­op­ti­on ei­nes Hun­des aus dem Tier­heim ei­ne Op­ti­on ist. So kön­nen Sie ei­nem Tier ein lie­be­vol­les Zu­hau­se ge­ben und gleich­zei­tig die Nach­fra­ge nach Qual­zucht­wel­pen ver­rin­gern.
  • Auf pro­ble­ma­ti­sche Mer­kma­le ver­zich­ten: Wäh­len Sie Hun­de­ras­sen, die für ih­re ro­bus­te Ge­sund­heit be­kannt sind und kei­ne ex­tre­men kör­per­li­chen Mer­kma­le wie ei­ne ver­kürz­te Schnau­ze oder über­mä­ßi­ge Haut­fäl­len auf­wei­sen. Das Wohl des Tie­res soll­te stets über dem Wunsch nach ei­nem be­stimm­ten „Aus­se­hen“ ste­hen.
  • Tier­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen un­ter­stüt­zen: Vie­le Tier­schutz­or­ga­ni­sa­tio­nen set­zen sich für das Ver­bot von Qual­zuch­ten ein und leis­ten wert­vol­le Auf­klä­rungs­ar­beit. Mit Spen­den oder eh­ren­amt­li­cher Ar­beit kön­nen Sie die­se Be­mü­hun­gen un­ter­stüt­zen und ak­tiv zur Ver­bes­se­rung des Tier­schut­zes bei­tra­gen.

Auf­klä­rung und Bil­dung als Prä­ven­ti­ons­maß­nah­me

Um das Pro­blem der Qual­zucht lang­fris­tig zu lö­sen, ist um­fas­sen­de Auf­klä­rung und Bil­dung not­wen­dig. Po­ten­zi­el­le Hun­de­be­sit­zer, Züch­ter und die brei­te Öf­fent­lich­keit soll­ten ein Be­wusst­sein da­für ent­wi­ckeln, wel­che ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­me mit be­stimm­ten Zucht­merk­ma­len ein­her­ge­hen.

  • In­for­ma­ti­ons­an­ge­bo­te nut­zen: Die rich­ti­ge Zucht­ent­schei­dung be­ginnt bei fun­dier­ten In­for­ma­tio­nen. In­for­mie­ren Sie sich bei se­riö­sen Quel­len über Ras­sen und Zucht­merk­ma­le, und ho­len Sie im Zwei­fels­fall Rat bei Tier­ärz­ten oder Tier­schutz­ex­per­ten ein. Je mehr Wis­sen po­ten­zi­el­le Käu­fer ha­ben, des­to eher kön­nen sie be­wuss­te und tier­freund­li­che Ent­schei­dun­gen tref­fen.
  • Auf­klä­rung ver­brei­ten: Spre­chen Sie mit an­de­ren Tier­lieb­ha­bern über das The­ma und tei­len Sie Ihr Wis­sen. Je mehr Men­schen sich der ge­sund­heit­li­chen Fol­gen von Qual­zucht be­wusst­wer­den, des­to ge­rin­ger wird die Nach­fra­ge nach sol­chen Hun­den.
  • Bil­dung für Kin­der und Ju­gend­li­che: Schu­len und an­de­re Bil­dungs­ein­rich­tun­gen kön­nen da­zu bei­tra­gen, dass be­reits Kin­der und Ju­gend­li­che ein Ver­ant­wor­tungs­be­wusst­sein im Um­gang mit Tie­ren ent­wi­ckeln. Tier­ethik und art­ge­rech­te Hal­tung soll­ten ein fes­ter Be­stand­teil der Bil­dung sein, um zu­künf­ti­ge Ge­ne­ra­tio­nen für das The­ma zu sen­si­bi­li­sie­ren.

FAQ zum Thema Qualzuchten

War­um sind Qual­zuch­ten so be­liebt?

Qual­zuch­ten sind oft des­halb so be­liebt, weil sie be­stimm­te äu­ßer­li­che Mer­kma­le auf­wei­sen, die als „nie­dig“ oder „be­son­ders“ wahr­ge­nom­men wer­den. Kur­ze Schnau­zen, gro­ße Au­gen oder klei­ne Kör­per­grö­ßen lö­sen bei vie­len Men­schen Sym­pa­thie aus und las­sen die Hun­de kind­lich oder ein­zig­ar­tig wir­ken. Hin­zu kommt die Wir­kung von So­ci­al Me­dia, wo vie­le die­ser Ras­sen oft zu se­hen sind und da­mit ein ästhe­ti­sches Ide­al schaf­fen. Lei­der wird häu­fig über­se­hen, dass vie­le die­ser Mer­kma­le mit ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men ver­bun­den sind.

Was sind Qual­zucht­mer­kma­le?

Qual­zucht­mer­kma­le sind kör­per­li­che Ei­gen­schaf­ten, die ab­sicht­lich ge­züch­tet wur­den, aber zu ge­sund­heit­li­chen Pro­ble­men bei den Tie­ren füh­ren. Da­zu ge­hö­ren:

  • Kur­z­köp­fig­keit (Bra­chy­ze­pha­lie): Ver­ur­sacht Atem­pro­ble­me und Hit­ze­un­ver­träg­lich­keit.
  • Stark aus­ge­präg­te Haut­fäl­len: Füh­ren oft zu Haut­in­fek­tio­nen und Au­gen­pro­ble­men.
  • Über­mä­ßi­ge Klein­wüch­sig­keit (Tea­cup-Grö­ße): Be­las­tet das Im­mun­sys­tem und schwächt die Kno­chen­struk­tur.
  • Ver­kürz­te oder feh­len­de Schwän­ze: Er­hö­hen das Ri­si­ko für Wir­bel­säu­len­pro­ble­me.
  • Rie­sen­grö­ßen bei Hun­den: Be­las­ten das Herz und die Ge­len­ke.

Wie kann man ge­gen Qual­zuch­ten vor­ge­hen?

Es gibt ver­schie­de­ne We­ge, um das Leid von Qual­zuch­ten zu ver­rin­gern:

  1. Auf­klä­rung be­trei­ben: Je mehr Men­schen über die ge­sund­heit­li­chen Ri­si­ken der Qual­zucht in­for­miert sind, des­to eher sinkt die Nach­fra­ge nach sol­chen Hun­den.
  2. Selbst kei­ne Qual­zucht an­schaf­fen: Ent­schei­den Sie sich für ge­sun­de Ras­sen oder ad­op­tie­ren Sie ei­nen Hund aus dem Tier­heim, an­statt ge­zielt ei­ne Qual­zucht zu un­ter­stüt­zen.
  3. So­ci­al-Me­dia-In­hal­te kri­tisch be­wer­ten: Ver­mei­den Sie es, Bei­trä­ge und Bil­der von Qual­zuch­ten zu li­ken, zu kom­men­tie­ren oder zu tei­len, um de­ren Reich­wei­te zu be­gren­zen. Wenn Sie selbst Bil­der von ei­nem Hund mit Qual­zucht­mer­kma­len pos­ten, kön­nen Sie dar­auf hin­wei­sen, dass es sich um ei­ne Qual­zucht han­delt und auf die ge­sund­heit­li­chen Ri­si­ken auf­merk­sam ma­chen.
  4. Tier­schutz un­ter­stüt­zen: Set­zen Sie sich für stren­ge­re Tier­schutz­ge­set­ze ein und un­ter­stüt­zen Sie Or­ga­ni­sa­tio­nen, die sich ge­gen Qual­zucht en­ga­gie­ren.

Wel­che Aus­wir­kun­gen kön­nen Qual­zuch­ten auf Al­ler­gi­en ha­ben?

Qual­zuch­ten kön­nen bei be­stimm­ten Hun­de­ras­sen da­zu füh­ren, dass die­se emp­find­li­cher auf Um­welt­fak­to­ren re­agie­ren, die Al­ler­gi­en aus­lö­sen kön­nen. Zum Bei­spiel kön­nen stark ge­falt­e­te Haut oder ein schwa­ches Im­mun­sys­tem da­zu füh­ren, dass die Tie­re häu­fi­ger an Haut­ent­zün­dun­gen lei­den, was wie­der­um zu ei­ner hö­he­ren Pro­duk­tion von al­ler­ge­nen Stof­fen führt. Men­schen, die zu Tier­haar­al­ler­gi­en nei­gen, könn­ten da­her mit Qual­zuch­ten eher Pro­ble­me ha­ben, da die Haut die­ser Hun­de oft mehr al­ler­ge­ne Stof­fe ab­son­dert.

War­um ist der Deut­sche Schä­fer­hund ei­ne Qual­zucht?

Der Deut­sche Schä­fer­hund ist oft von Qual­zucht be­trof­fen, weil über­trie­be­ne kör­per­li­che Mer­kma­le ge­zielt ge­för­dert wur­den, wie die ab­fal­len­de Rück­en­li­nie. Die­se Zucht auf ei­ne tief ab­fal­len­de Rück­en­par­tie führt zu er­heb­li­chen Pro­ble­men mit der Hüf­te und den Ge­len­ken (Hüft­ge­lenks­dys­pla­sie), was bei vie­len Schä­fer­hun­den im Al­ter zu Schmerz­en und Be­we­gungs­stö­run­gen führt. Die be­trof­fe­nen Hun­de ha­ben oft ei­ne ein­ge­schränk­te Le­bens­qua­li­tät und be­nö­ti­gen früh­zei­tig in­ten­si­ve tier­ärzt­li­che Be­treu­ung.

Quellen

Die Artikel im Ratgeber der Deutschen Familienversicherung sollen Ihnen allgemeine Informationen und Hilfestellungen rund um das Thema Tiergesundheit bieten. Sie sind nicht als Ersatz für eine professionelle Beratung gedacht und sollten nicht als Grundlage für eine eigenständige Diagnose und Behandlung verwendet werden. Dafür sind immer Tiermediziner zu konsultieren.

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Dieser Ratgeberartikel wurde mit Hilfe von künstlicher Intelligenz erstellt und von Fachexperten geprüft sowie überarbeitet. Eine detaillierte Beschreibung, wie wir KI im Unternehmen einsetzen, finden Sie in unseren KI-Prinzipien.

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